Läuft mit Steam-Punk

betr.: 18. Todestag von John DeLorean

Der unter den Automuffeln meiner Generation berühmteste heiße Schlitten aller Zeiten ist unzweifelhaft der DeLorean aus „Zurück in die Zukunft“, der ausschließlich in der Welt der Fantasie funktionieren und sich nie in die Niederungen des Straßenverkehrs hinunterbegeben musste.

Doc Brown und Marty McFly sind wahrhaftig im Jahr 2015 angekommen – und müssen betrübt feststellen, dass sich genau die falschen Prophezeiungen erfüllt haben. Foto: ABC

John DeLorean, Gründer der DeLorean Motor Company, träumte von einem sicheren, ethischen, ökologisch korrekten Automobil. Diese lobenswerte Absurdität (besonders für das Jahr 1975) gipfelte im DeLorean DMC-12, der als zweisitziger Sportwagen für den US-amerikanischen Markt konzipiert und ab dem Frühjahr 1981 im nordirischen Dunmurry produziert wurde. Für den Jugendlichen im Kinosessel wirkte er wie frei erfunden, und das stimmte ja eigentlich auch. Schon im zweiten Produktionsjahr machte der Konkurs der Firma dem Modell den Garaus, und sein Erfinder wurde auch noch in eine Drogengeschichte verwickelt.
Die Bahn in die Welt der Mythen und Legenden war frei!

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Ku’damms König

betr.: 12. Todestag von Wolfgang Spier

Wolfgang Spier hat in seinem langen und bis zum Schluss aktiven Leben das Boulevardtheater zu seinem Schwerpunkt gemacht. Seine Begründung für die Ausrichtung als Komödienregisseur und „vielleicht letzter großer deutscher Volksschauspieler“ (F.A.Z.): „Das Komische liegt ja gar nicht so vielen. Mir schon.“ Aber die Tücken waren ihm ebenso bewusst: „Wenn es schlecht ist, ist es doppelt schlecht. Bei einer schlechten Shakespeare- oder Schiller-Inszenierung kann sich der Zuschauer wenigstens an die Texte halten.“
Zwar hat er sich mir mit dieser Priorität weitgehend entzogen, doch freute ich mich jedesmal, wenn Wolfgang Spier ein Gastspiel im Synchron gab (immer wieder aus dem Munde des markanten Nebendarstellers Donald Pleasence). Das waren jene goldenen Zeiten, in denen auch ungewöhnliche Organe ins Atelier gelassen und punktgenau besetzt wurden, etwa knarzende Fistelstimmen wie die seine. Ich war auch immer ganz Ohr, wenn ich mal ein Interview mit ihm erhaschte. Wie sonst nur Joe Luga beherrschte Spier die Kunst, auch auf dumme Fragen gute Antworten zu geben – und zwar ohne den Fragesteller zu beschädigen. „Herr Spier, streiten Sie sich auf der Probe auch schon mal mit Ihren Schauspielern?“ – „Das würde ich nie tun, denn dann wird meine Stimme ja noch höher!“ … „Sind Sie eigentlich bei den Kollegen beliebt?“ – „Nicht immer. Aber ich begreife gar nicht, wie es sein kann, dass mich manche Menschen nicht leiden können!“
Genau wie diese Beispiele müssen auch Spiers Lebenserinnerungen zwangsläufig auf seinen herrlichen Sound verzichten. Sie sind zum Glück nicht die unstrukturierte Plauderei, die der Titel angedroht: „Dabei fällt mir ein …“ (wenn sie auch kein Register haben, wie es sich für deutsche Autobiographien gehört). Die Überschrift erleichtert die Erfüllung der ausgegebenen Devise eines Mannes, der lange Zeit als „nicht arischer Halbjude“ keinen künstlerischen Beruf ergreifen durfte: „Selbst wenn ich an die schwierigsten Momente meines Lebens zurückdenke, erinnere ich mich meist nur noch an die absurden Umstände – und das wirkt dann heute nur noch komisch.“

In mancherlei Hinsicht würde er heute nicht mehr so gut zurechtkommen: „Ich gehe sehr viel auf Tournee und tue es wirklich gern. Es gibt viele Kollegen, die sagen: Oh Gott, das ist mir zu anstrengend! Doch für mich ist es immer wie ein halber Urlaub. Denn, was ist Urlaub? Man ist aus dem Alltagstrott raus, man ist telefonisch nur schwer zu erreichen, man bekommt die Post nur alle zehn Tage nachgeschickt. Außerdem kann man auf Achse am Tag ja nichts anderes machen: kein Funk, kein Synchron, keine anderen Proben. Man hat nur eins zu tun: am Abend Theaterspielen.“ Dann schickt der alte Schlingel noch hinterher: „Allerdings, wenn man Schwierigkeiten hat, in fremden Betten zu schlafen, sollte man es bleiben lassen.“

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Tierhaargespräche

geführt von Monty Arnold

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Orchestrated Right – Die besten Arrangements, die ich kenne (11)

betr.: 92. Geburtstag von Robert Opratko (†)

Das Album „Was ich dir sagen will“ erschien zur selben Zeit wie ich und wurde von meiner Mutter fleißig aufgelegt, während ich aufwuchs. Diese Schallplatte legte den Grundstein für meine Bewunderung des Künstlers Udo Jürgens, ließ mich aber auch immer ein wenig auf Distanz bleiben. Als ich mir nämlich Jahre später im Backstage-Bereich ein Autogramm von ihm abholte (auf ein selbstgekauftes, wenn auch nicht das aktuelle Album), war er schon die langjährige Verbindung mit dem Bandleader Pepe Lienhard eingegangen. Eine tolle Gruppe, ohne Zweifel, aber Robert Opratkos gepfefferte und gleichsam transparente Instrumentierung von „Was ich dir sagen will“ vermisste ich schon damals. Schmerzlich.

Diese Schallplatte hatte ein herrlich schimmerndes Klapp-Cover!

Ich glaube, die Schönheit dieser Orchesterstimmen war mir bei „Mein erster Weg“ aufgefallen, dem zerbrechlichsten Song des alten Albums. Doch vergessen wir nicht: auch „Immer wieder geht die Sonne auf“ ist darauf zu finden, eine allseits bekannte Single-Auskopplung mit unvergesslich entfesseltem Chor-Finale. Ebenso souverän wird alles gemeistert, was zwischen diesen Extremen liegt.
Dieses Repertoire hört nicht auf, mich zu faszinieren – „Unabänderlich“.
Robert Opratko, der es in seiner österreichischen Heimat bis zum Hochschulprofessor brachte, ist mir in den 80er Jahren nur noch ein einziges Mal aufgefallen: als Kapellmeister der ZDF-Show „Liederzirkus“.

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Lackmus mit Lovercraft

betr.: 86. Todestag von H. P. Lovecraft

Ein Buch, das von Comics und ihrer Rezeption handelt, kann ich einfach nicht im Laden liegenlassen. Die Verlockung einer solchen Mischung aus historischem Fachbuch und Feuilleton – und dann auch noch mit „Über 250 aufregende(n) Empfehlungen und Abbildungen“ – bringt mich in die große Gefahr des spontanen Buchkaufs! Leider ist beim Thema Comics kein Buchhändler in der Lage, mir etwas zur Qualität eines Titels, gar eines aus der Sekundärliteratur, zu verraten.
Der Name des Autors Timur Vermes kam mir zwar bekannt vor, aber ich wusste nicht, wo ich ihn hinstecken soll. (Dass ich den Autor eines Beststellers mit dem Titel „Er ist wieder da“ vor mir hatte, wäre mir eine flammende Warnung gewesen…) Leider hat auch mein kurzes Reinschmökern mir nicht auf Anhieb offenbart, wie fade und reizlos die angestellten Überlegungen, wie kanonisch die angeblich persönlichen Beurteilungen sind und wie ausdrücklich un-intellektuell sich der Verfasser geriert – so als müsse er Racheakte der breiten Masse fürchten. So kaufte ich „Comicverführer“ im Vorbeigehen – und hatte den Salat. Ich ärgerte mich schon nach wenigen Seiten der Lektüre.

H. P. Lovecraft wie ihn der Zeichner John Howe sieht. Die Zeichnung stammt nicht aus dem besprochenen Band, sondern aus einer WDRarte-Dokumentation.

Da mir das Thema tatsächlich am Herzen liegt und ich in puncto Graphic Novel viel verpasse (das Buch sollte korrekterweise „Graphic Novel Verführer“ heißen), las und lese ich weiter – mit Widerwillen und angezogener Handbremse.
Auf Seite 96 passierte ich schließlich den Halbsatz, der mir sogleich alles verraten hätte, was es zu diesem Buch zu sagen gibt: „Lovecraft kann anstrengend sein, …“*
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* Der Satz geht übrigens weiter mit den Worten „… hier ist er vor allem schaurig …“ („hier“ heißt: in einer Comic-Umsetzung von Lovecrafts Vorlage). Es gibt noch wackeligere Sprachbilder und Semantik-Pannen. Ein Lektorat wird im Impressum nicht genannt.

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„Doc Savage – Die Festung der Einsamkeit“ (74)

Eine phantastische Erzählung von Kenneth Robeson

Siehe dazu: https://blog.montyarnold.de/2021/10/06/19056/

Fortsetzung vom 7. März 2023

Sunlight, Civan, der Pilot Porto Novyi und einige andere Banditen hatten sich zurückgezogen. Nicht alle gehörten zu Sunlights Truppe, die aus dem Sträflingslager ausgebrochen war, manche hatten zur Besatzung des Eisbrechers gehört und sich aus Angst Sunlight angeschlossen. Doc hoffte, dass sie sich jetzt gegen Sunlight stellen würden; sie hatten nichts mehr zu verlieren und alles zu gewinnen, wenn sie sich ihres Unterdrückers entledigten. Tatsächlich war es ihre einzige Chance, wenn sie nicht als Mittäter zur Verantwortung gezogen werden wollten. Außerdem waren da noch die Eskimos, die sich bisher nicht an dem Getümmel beteiligt hatten. Sie waren zwar unbewaffnet, sonst hätten sie schon eingegriffen, aber Verbündete, auf die Doc im Notfall zählen konnte. Trotzdem waren die Banditen in der Überzahl. Doc eilte in den kleinen Iglu, durch den Sunlight zu fliehen versucht hatte. Seine Vermutung wurde bestätigt — in dem Iglu befand sich die Maschine, mit der Serge Manow ermordet worden war. Sie war eingeschaltet, Sunlight musste das getan haben, ehe er Titania und Giantia entdeckt hatte, aber die Maschine war noch nicht betriebsbereit. Es dauerte eine Weile, bis die mächtigen Röhren und Spulen die erforderliche Wärme hatten. Das Gerät war an eine starke Batterie angeschlossen. Doc wuchtete die Batterie hoch und schlug sie auf das Gerät. Er riss sie wieder hoch und schmetterte sie abermals dagegen. Wie rasend schlug er auf das Gerät ein, als wollte er es dafür bestrafen, dass es in die unrechten Hände geraten war. Als er endlich innehielt, bestand die Todesmaschine nur noch aus Trümmern, die niemand wieder zusammensetzen konnte.
Sunlight hatte übertrieben, als Waffe in einem Krieg war das Gerät von geringem Nutzen. Seine Reichweite betrug kaum sechs Meter. Unter diesen Umständen hätte der Playboy die Maschine bestimmt nicht gekauft; daher hatte Sunlight vorsichtshalber nichts davon gesagt.
Als Serge Manow dem Gerät zum Opfer fiel, hatte es sich im unbenutzten Teil des Dachgeschosses befunden. Wie Doc vermutet hatte, stammten die Kratzer auf dem Boden, die Monk und die anderen für Rattenspuren gehalten hatten, von der Maschine. Die Strahlen waren durch die dünne Zwischenwand gedrungen.
Doc fischte aus den Trümmern seiner Maschine eine lange Eisenstange und kehrte in den größeren Iglu zurück; die Eisenstange war ein permanenter Magnet.

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Sprechen am Mikrofon – Die Wahrheit

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Lesen vom Blatt: Lange Sätze

betr.: Übung / Sprechen am Mikrofon

Fortsetzung vom 3. März 2023

Um das Anliegen zu unterstützen, den Vortrag langer Sätze zu trainieren, werden in dieser Rubrik Beispiele gereicht, die unverdächtig sind, den Satz nur aus Gründen der Effekthascherei auf seine Länge gebracht zu haben. Es geht um die Musik der Sprache!

Von Charles Dickens bis Katharina von Medici, von Prinz Edward von Wales auf dem Höhepunkt seiner Beliebtheit bis zu Oscar Wilde am Tiefpunkt seiner Erniedrigung ist alle Welt hierhergekommen, um zu vergessen oder zu genießen, sich zu verbergen oder sich zu verlustieren, um mit dem Profit aus der Unterdrückung weiße Paläste zu erbauen oder um die Bücher zu schreiben, die diese Paläste manchmal niederreißen.

            F. Scott Fitzgerald über das Mittelmeer

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Tierhaargespräche

geführt von Monty Arnold

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Orchestrated Right – Die besten Arrangements, die ich kenne (10)

Dieses Goldstück wird sogar als Vinyl-Scheibe angeboten!

Reinhard Mey war einer der Lieblinge meiner Schallplatten- und Fernseh-Kindheit. Mein Bild von ihm wurde im Humorbertrieb der 70er Jahre geprägt, wo er (als einer der etwas solideren Vertreter) in meiner Wahrnehmung mit den grandiosen Kabarettisten und Blödelbarden ein festes Ensemble bildete. Durch einen einmaligen Ausrutscher (das TV-Special „Zwei Herren im Dreiviertelfrack“ mit dem Kollegen Adamo) oder einen gemeinsamen Auftritt mit „Insterburg & Co“ mutierte er in meiner Vorstellung zum Universal-Entertainer (wozu er sicherlich das Zeug gehabt hätte). Das änderte sich auch nicht, als ich allmählich kapierte, dass er den „anspruchsvollen“ Chansonniers nähersteht, die mir ferner sind: Meistern wie Hannes Wader und Georges Brassens.
Doch in den Jahren meines Heranwachsens wurde er mir fremd und fremder: durch einen sehr engen Genrebegriff, durch verstörende Statements in seinen Interviews. Seine Verschmitztheit vertrocknete zur Pose, und seine allzu offen zur Schau gestellte Kränkung über die geringe Resonanz bei der breiten Masse steht einer Legende seiner Größe einfach nicht gut zu Gesicht (schon gar nicht dem GEMA- und Kneipenpfennig-Großmeister, der „Über den Wolken“ geschrieben hat).   
Das 1971er Album „Ich bin aus jenem Holze“ zeigt mir den Reinhard Mey, den ich am liebsten mag: niemals agitatorisch oder betulich, niemals seine Botschaft erklärend und immer wieder bereit zum reinen, feinen Nonsens (einer Königsdisziplin der 70er Jahre). Sogar Dadaismus sehe ich mehrmals (!) darin aufblitzen!
Ach ja: und dann diese  Arrangements, diese unbeschreiblich schönen Arrangements! Pepe Naumann hat sie geschrieben.

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