Vorspiele auf dem Theater (13)

betr.: Werkanfänge mit Theater-, Musik- oder Medienbezug / 61. Todestag von Gustaf Gründgens

„Mephisto“, deutsch-ungarisches Filmdrama von István Szabó aus dem Jahr 1981 nach dem gleichnamigen Roman von Klaus Mann.

Die Bühne eines Theaters in Hamburg. Die Gräfin Dubarry aus Karl Millöckers gleichnamiger Operette hebt eben zum Refrain ihres berühmten Couplets an.

Veröffentlicht unter Film, Musik, Theater | Verschlagwortet mit , , , , , , , , , | Schreib einen Kommentar

Bitte auseinandernehmen!

Betr.: „Besondere Momente mit falschem Applaus“ (avant verlag)

Es gibt in der Welt des Comics viel mehr gute Zeichner als gute Szenaristen, und nicht jeder, der gut zeichnet, kann auf dieser Ebene auch gut erzählen.
Als Freund des Mediums sollte man also auch dann zugreifen, wenn viele große  Wünsche offenbleiben.

Gipi (Gian Alfonso Pacinotti) ist ein besonders begabter Zeichner, der zwischen wie hingeworfenen Strichzeichnungen und großartig colorierten Aquarellpassagen munter wechselt. Leider tut er das auch auf der Erzählebene.
Charles Burns beherrscht diese Form, Gipi nicht.
Der beständige Wechsel von Traum und Wirklichkeit, Einst und Jetzt, Ebene und Metaebene ist in allen Kunstgattungen sehr beliebt, weil er dem Künstler das Verwursten von Unfertigem aus dem Zettelkasten gestattet. Das ginge ebensogut in Form kurzer Sujets – auch das ein klassisches Konzept, das besonders im frankobelgischen Raum zu erinnerungswürdigen Ergebnissen geführt hat (sowohl im Funny wie auch im Erwachsenencomic). Leider scheint es auf dem Comic-Buchmarkt (also der „Graphic Novel“) genauso zuzugehen wie in der Belletristik: Romane verkaufen sich besser als Kurzgeschichten (oder machen nach Verlegermeinung mehr her, was weiß ich …).

Gipi ist leider nicht begabt darin, seine Erzählstruktur halbwegs zugänglich zu gestalten. Wie grandios seine Ideen auf der Kurzstrecke funktionieren würden, ahnt, wer die Geschichte von dem Jungen, der sich im Strandurlaub etwas weiter hinauswagt und dann als leuchtendes Kind sein älteres Ich heimsucht, am Stück zu lesen versucht (und z.B. die Kriegsgeschichte einstweilen ignoriert oder das Stand-Up-Abenteuer auf später verschiebt, das dem Buch den Titel gab).
Der vierseitige Dschungel-Thriller ist gar ein fortlaufendes, für sich stehendes Binnen-Gesamtkunstwerk und verkündet überdies die frohe Botschaft, dass der Mangel an guten Dialogen gar nicht ins Gewicht fallen muss.
Und dass der Zeichner Gipi tatsächlich das Zeug zum guten Bilder-Erzähler hat.

Veröffentlicht unter Comic, Kabarett und Comedy, Rezension | Verschlagwortet mit , , , , | Schreib einen Kommentar

Die große Griechin

Das „Spiegel“-Interview zu Nana Mouskouris 90. Geburtstag am 13. Oktober ist ein reines Vergnügen! Unabhängig von der Musik, die man gerade aufgelegt hat, taugt es als Schablone für das ideale Künstlergespräch – für den Antwortgeber. Keine Torheiten über das Älterwerden (nur ein klares „Ja“ auf die Frage, ob sie heute häufiger an den Tod denke und ein „leider nicht“ auf die, ob das Lampenfieber irgendwann nachlässt), kein Gesülze über das Heiraten (lediglich der knappe, glaubwürdige Hinweis auf eine glückliche Ehe), das Kinderkriegen und die berufsbedingt häufige Abwesenheit von zu Hause („Aber aus meinen Kindern sind tolle Menschen geworden. Und mein Beruf hat ihnen ein gutes Leben ermöglicht.“), keine geheuchelte Body-Positivity, stattdessen ein einleuchtendes Anerkennen unabänderlicher Regeln der Schlagerbranche („Die Leute von der Plattenfirma sagten: Wenn du die Bühne betrittst, musst du die Menschen zum Träumen bringen. Nachdem ich Gewicht verloren hatte, schauten mich alle mit anderen Augen an.“) und ein selbstbewusstes Missachten der abänderlichen („Die Brille[…] ist mein Schutz. Ohne sie fühle ich mich nackt.“ – „Haben Sie mal überlegt, Ihre Augen lasern zu lassen?“ – „Nicht eine Sekunde!“), die Zurückweisung geflügelter Plattheiten („Marlene war kein Produkt.“) und endlich Gewissheit über Dinge, die wir bisher nur geahnt haben (das Singen im Badezimmer „vermittelt dir einen falschen Eindruck von deiner Stimme.“)   
Dieses Gespräch ist so welthaltig, ehrlich und bei aller Wachsamkeit vergnügt, dass meiner geplagten Seele – noch immer gerupft von der Lektüre der präsenilen Klischeefusseln des Francis Ford Coppola in der Titelgeschichte des „Zeit Magazins“ – ihre Flügelchen wieder nachgewachsen sind.

Veröffentlicht unter Film, Gesellschaft, Musik, Popkultur | Verschlagwortet mit , , , , , , , , , , , | Schreib einen Kommentar

Blödelbarden

Eine Lanze für den Begriff und das, was er bezeichnet

Die Blödelbarden waren der musikalische Flügel der in den 70er Jahren blühenden westdeutschen Humorlandschaft. Diese wiederum hatte einen ernsten Zweig – das politische Kabarett – und eine Nonsensabteilung, die ihren Lacherfolg ausdrücklich ohne Botschaft zu erzielen suchte. Auch das (Kabarett-)Chanson blühte in diesem Jahrzehnt so sehr wie seit den hochpolitischen 20er Jahren nicht mehr (und seither nicht wieder). Und auch hier war der musikalische Nonsens eine ganz eigene und farbenfrohe Spielart. Sogar die Fans des gestrengen Reinhard Mey hatten in dessen Anfängen eine große Schnittmenge mit den Liebhabern des blühenden Blödsinns und liebten seine komischen Arbeiten wie „Antrag auf Erteilung“ oder „Ich bin Klempner von Beruf“ (deren gesellschaftspolitische Trefflichkeit auch den puren Blödlern nicht völlig abging).

Die Bezeichnung „Blödelbarden“ ist Jahre später von den beteiligten Künstlern (die erfolgreichsten waren ausschließlich Männer) abgelehnt worden. Ihre Hauptvertreter haben sich später alle dagegen verwahrt: Ulrich Roski, Schobert & Black, Ingo Insterburg („Insterburg & Co.“).
Das ist zu respektieren, doch ich möchte diesen Begriff verteidigen und als großer Verehrer dieser Sparte gern weiterhin benutzen. Zunächst weil es für ihn keine gleichbedeutende gebräuchliche Alternative gibt; der Begriff „Liedermacher“ meint etwas anderes (und wird überdies von vielen Aktiven ebenfalls abgelehnt). Und außerdem weil das „Blödeln“ in diesem Falle kein Schimpfwort ist, sondern das Bestreben dieser musikalischen Entertainer benennt, sich vom teilweise heiligen (und zuweilen überaus  unkomischen) Ernst der politischen Kabarettisten und Protestsänger abzusetzen.

Es sei noch daran erinnert, dass fast alle ehrwürdigen darstellenden Kunstformen im Volksmund auch in geflügelten Beleidigungen verwendet wurden („Quatsch keine Opern!“, „Mach kein Theater!“, „Was ist das für ein Zirkus hier?“) – lediglich der Barde nicht (mit dem ja sogar das hochverehrte Ausnahmegenie Shakespeare unausgesprochen bezeichnet wird). In solchen Verschimpfwortungen drückt sich das uralte Misstrauen des Kleinbürgers gegenüber dem Künstlervolk aus, womit sich gewiss auch ein Karl Dall nicht hätte gemeinmachen wollen. Und schließlich ist der irritierende Impuls ja genuiner Bestandteil der Komik.
Ich bitte also um sprachpolizeiliche Nachsicht.

Als die Liedermacher Anfang der 80er Jahre aus der volkstümlichen Popularität in die Nische hinübergingen, endete auch das Phänomen der Blödelbarden. Nonsens-Schlager kamen jetzt nur noch sporadisch auf und wurden Kollegen geliefert, die hauptberuflich einer anderen Humorfarbe nachgingen (etwa Dieter Hallervorden und Rudi Carrell), von Künstlern, bei denen Wort und Musik gleichrangig waren (Mike Krüger) oder von den wenigen letzten Vertretern („Torfrock“) des reinen musikalischen Nonsens.

Veröffentlicht unter Chanson, Kabarett und Comedy, Kabarett-Geschichte, Musik | Verschlagwortet mit , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , | Schreib einen Kommentar

Gemeinsam das Lesen verlernen

Schon in der Grundschule wurde uns beigebracht, wie man nicht liest. Wir verbrachten mehrere Deutschstunden mit jedem Lesestück. Reihum kamen wir dran und mussten den gleichen Text immer wieder laut vorlesen. Das holperte und stolperte, dass es eine Unlust war. Wort für Wort wurde laut vom Blatt abgelesen – eines nach dem anderen, ohne den Satz zu verstehen, ohne Sinnbogen und Subtext. Ein Kind las, alle anderen hörten, wie schlimm das ist: Lesen. Und lernten sonst nichts dabei. Unterbewusst blieb der Text mit der Zeit in unseren Hirnwindungen hängen – phonetisch. Wie ein Lied in einer Fremdsprache. Oder ein Nonsensgedicht.
Wer Glück hatte, der kam erst als 15. an die Reihe und dann wieder als 41. – so dass er die Geschichte auswendig konnte, wenn er es wieder versuchen musste.
Der Lesekompetenz half das nicht, es war eine Gedächtnisübung. Die traurig-resignierten Korrekturverrenkungen der Lehrerin prägten sich mit ein, wobei die Gute natürlich unmöglich alle Fehler hätte bemängeln können. Sie beschränkte sich auf die allerschlimmsten – sonst wären wir in einem Schuljahr niemals mit einem Lesestück fertiggeworden.
Irgendwann war der Text dann so totgeprobt, dass unser Geschichtenzentrum taub wurde und wir die Worte im Grunde gar nicht mehr wahrnahmen. Mittlerweile hatten wir aber Routine und klangen so flüssig, dass ein zuhörender Klingone (oder sonst ein nicht des Deutschen Mächtiger) den Eindruck eines souveränen Vortrags gewonnen hätte. Dann klatschte die Lehrerin einmal in die Hände, und es wurde eine neue Geschichte aufgelegt. Der ganze Horror begann von vorn. Alles Gemerkte und Eingeprägte wurde wertlos. Dafür lernten wir eine Lektion fürs Leben: es wiederholt sich alles, es geht immer wieder von vorne los, und harte Arbeit lohnt sich nicht.
Das war mein Deutschunterricht.
Dass er mir die Kraftquelle des Lesevergnügens nicht auf ewig versperrt hat (wie es einige Jahre später der Französischunterricht mit dem Beherrschen der französischen Sprache tat), verdanke ich den Comics, mit denen ich schon als Vierjähriger lesen lernen durfte.

Veröffentlicht unter Comic, Gesellschaft, Mikrofonarbeit, Monty Arnold - Biographisches | Schreib einen Kommentar

Greater Comic Relief

betr.: Humor der Masse

Fortsetzung vom 20.9.2024

Auch in „Alien“ (1979) gibt es eine Szene, in der das Kinopublikum immer wieder in Gelächter ausbricht, ein weiterer comic relief in einem zutiefst erschütternden Film – wenn es auch hier, anders in „King Kong“ (1933), sehr unwahrscheinlich ist, dass der Regisseur das so beabsichtigt hat.
Wenn dem leichtsinnig an wieder Bord geholten Astronauten Kane, der scheinbar von der Attacke des Face-Huggers genesen ist, beim Abendessen plötzlich das Alien aus der Brust springt, können wir es gut in Augenschein nehmen. Ehe es flieht und sich im Schiff versteckt, macht es einen seltsam harmlosen Eindruck. Der Comickünstler Ralf König, ein großer Verehrer des Films, gehört selbst zu denen, die mehrmals im Kino (mit)lachen mussten. Er hat das Monster in dieser Szene als ein Muppet wahrgenommen (die „Muppet Show“ liebt er ebenfalls, was ihm aber nicht half), das der Wirkung des Films schadete. Auch die Szene in „Der Exorzist“ (1973), in der die vom Satan besessene Linda Blair ihren Kopf rotieren lässt, hatte auf ihn eine solche Wirkung.

Eine von Linda Blairs Eulen-Routinen aus „Der Exorzist“.

Historisch ist das Beispiel „Sunset Boulevard“ (1950). Dieses Drama wird aus dem Off von einem Toten erzählt, der uns berichtet, wie er ums Leben kam. Der Film sollte ursprünglich mit der Einlieferung ins Leichenschauhaus eröffnet werden. Leider lachte sich das Testpublikum halbtot, als das Namensschild am großen Zeh der Leiche befestigt wurde. Billy Wilder, der sein Publikum grundsätzlich sehr gern lachen hörte, war in diesem Fall entsetzt und ließ die Szene sofort herausschneiden.

Veröffentlicht unter Fernsehen, Film, Kabarett und Comedy, Medienphilosophie, Ralf König, Science Fiction | Verschlagwortet mit , , , , , , , , , , , , , | Schreib einen Kommentar

Orchestrated Right – Die besten Arrangements, die ich kenne (13)

Im Laufe des Films „Radio Days“ von Woody Allen und später, unter den ersten Schlusstiteln, wird eine instrumentale Schellack-Version von Kurt Weills „September Song“ gespielt – leider jeweils mit einem Voice-Over darüber. Macht ja nichts, dachte ich mir, ich werde diese Aufnahme ja sicher bald auf einem der zahlreichen Woody-Allen-Sampler finden, die die von ihm benutzten Stücke (meistens Jazz-Standards mit frühen Interpreten der Pop-Geschichte) regelmäßig versammeln. Auf einer dieser Platten hatte ich den „September Song“ auch bereits gesichtet, allerdings in der Version von Harry James, die nicht ganz zu der Fassung im Film hinaufkommt.
Ich hielt das für eine kleine Nachlässigkeit (als Filmmusik-Plattensammler ist man derlei weiß Gott gewohnt) und freute mich auf die Begegnung mit einer anderen Zusammenstellung und dem gewünschten Track.

Die Sampler kamen und gingen, doch immer war dort Harry James zu hören wie eine offizielle Urlaubsvertretung.
Des Rätsels Lösung: Allen hatte seinen Musikchef Dick Hyman gebeten, den „September Song“ „im Eddy Duchin Style“ neu aufzunehmen, und ihn klangtechnisch so behandeln lassen, dass er zu den Originalaufnahmen passte, die sonst im Film gespielt wurden. Meines Wissens ist diese Aufnahme nie veröffentlich worden. Es ist für mich die schönste überhaupt – selbst wenn ich die unzähligen großartigen Vokalversionen und die meines Lieblings-Bandleaders Harry James mitrechne.

So musste ich mich leider irgendwann fügen und mir Hymans „September Song“ aus dem Film zusammennudeln. Inzwischen habe ich die Off-Sprache von Allens deutscher Stimme Wolfgang Draeger sogar als integralen Bestandteil der Aufnahme lieben gelernt. Und doch bleibt dieses Stück eine der großen Lücken in meiner Sammlung. Und in meiner Seele.

Veröffentlicht unter Film, Filmmusik / Soundtrack, Musik | Verschlagwortet mit , , , , , , , , , , | Schreib einen Kommentar

Befristet unsterblich

Zum Tode von Maggie Smith

Maggie Smith hat sich ziemlich dicht an Woody Allens Begriff von der Unsterblichkeit herangepirscht. Als der große Regisseur mal etwas billig mit dem Hinweis getröstet wurde, durch seine Filme sei er jetzt schon unsterblich, antwortete er, er zöge es doch vor, lieber tatsächlich am Leben zu bleiben.
So hat es auch die noch etwas ältere Kollegin Maggie Smith bisher geschafft, selbst bei den jugendlichen Zielgruppen präsent zu bleiben: weiterleben und weiter arbeiten.

Aus dem Munde dieser großartigen Komödiantin (darauf läuft es mal wieder hinaus) wirkten sogar die tuntig-faden Hüstelwitzchen in „Downton Abbey“ wie OscarWilde-Einlassungen. „Der Spiegel“ (sicherlich ein freundlicheres Organ als dieses) sagt dazu, Smith, die „jeden noch so brillanten Dialogsatz weiter zuspitzen und punktgenau ins Ziel bringen konnte, war mit ihrem wunderbar ausdrucksvollen Gesicht auch jederzeit in der Lage, der Komik Melancholie beizumischen“.
Melancholie und Erstaunen. Wer genau hinsah, konnte bei ihren Auftritten als Violet Crawley bei jeder „Punktlandung“ ein winziges Kräuseln in ihrer Mimik erkennen, das zu sagen schien: „Faszinierend, was heute alles beim Fernsehen durchgelassen wird.“
Maggie Smith wusste: das Miterleben des kulturellen Niedergangs ist der Haken an der Unsterblichkeit.

Mir ist Maggie Smith in einem meiner Lieblingsfilme erstmals aufgefallen: in „Hotel International“*, einer All-Star-Schnulze, die großen Kitsch auf handwerklich höchstem Niveau zu bieten hatte. Hier stammten die Texte noch von Terence Rattigan. (Sein ewiges Leben endete 1977.)
___________________
* Siehe auch https://blog.montyarnold.com/2017/04/25/die-schoensten-filme-die-ich-kenne-23-hotel-international/

Veröffentlicht unter Fernsehen, Film, Hommage | Verschlagwortet mit , , , , , , , , , | Schreib einen Kommentar

The Man Who Made Us Laugh

betr.: 21. Todestag von Donald O’Connor

Nach allgemeiner fachlicher und privater Einschätzung vieler Slapstick-, Musical-Klassiker– und Entertainment Freunde ist Donald O’Connor der vielseitig begabteste jener Sänger-Tänzer-Schauspieler gewesen, die in den Glanzzeiten des Filmmusicals tätig waren. Eine solche Bewertung muss uns natürlich provozieren – wenn wir uns Namen wie Kelly, Astaire oder Davis jr. in Erinnerung rufen. Die Provokation mag mit dem legendären Novelty-Act „Make ‘Em Laugh“, O’Connors Solo aus „Singin‘ In The Rain“, besänftigt werden. Doch leider war der Künstler bei Universal unter Vertrag und wurde an das wichtigste Musical-Filmstudio MGM nur ausgeliehen. Somit war er vom angemessenen Dauer-Einsatz in den einschlägigen Genre-Glanzleistungen abgeschnitten.

Außerdem verkörperte Donald O‘Connor jenen  jungenhaft-unschuldigen Typus eines Komikers, dessen Wirkung – ähnlich wie bei Harry Langdon, Buster Keaton und Stan Laurel (aber anders als bei Oliver Hardy) – das zunehmende Alter die Grundlage entzieht. Der Niedergang des Filmmusicals Ende der 50er Jahre kam hinzu und besiegelte den Katalysator all der misslichen Faktoren: den Alkoholismus.
So war es ein tröstlicher Moment, Donald O’Connor in der Jack-Lemmon/Walter Matthau-Altersklamotte „Tango gefällig?“ (1997) noch einmal wieder- und sogar an Deck tanzen zu sehen.

Die Fotos stammen aus dem bedeutungslosen TV-Musical „Olympus 7-0000“ (1966), dessen Songs gar nicht übel sind. Auf der Plattentasche findet sich diese biographische Information:

Veröffentlicht unter Fernsehen, Film, Kabarett und Comedy, Musicalgeschichte | Verschlagwortet mit , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , | Schreib einen Kommentar

Warum früher unter Umständen alles besser war

Dass früher alles besser war, ist ein oft gehörter Standpunkt, der uns spontan entweder kolossal zutreffend oder völlig absurd erscheint.
Erhellender als ein Nachdenken über ihn selbst, ist daher die Betrachtung seiner Verfechter und ihrer Motive.
Dabei wiederum ist es hilfreich, den Sammelbegriff „alles“ zuvor in seine gesellschaftspolitische und seine kulturelle Komponente aufzuteilen. Jeder, der den genannten Standpunkt vertritt, geht damit nämlich nur von einer der beiden Komponenten aus (und meint die andere mit).

Wer als Mensch früher alles besser fand, der ist zwangsläufig unter den Älteren zu suchen. Und selbstverständlich hat derjenige insofern recht, als die eigene Jugendzeit etwas für sich hat. Je mehr körperlich nicht mehr funktioniert, desto lieber stellt man sich vor, was man aus seiner einstigen Fitness mit dem Wissen von heute alles angefangen hätte. Unter diesem Aspekt fand Opa ja sogar den Zweiten Weltkrieg lustig.
Gegen dieses Argument sind wir als Gegenüber machtlos. (Es wird uns später einmal einleuchten.)

Auch der Ansatz, früher sei kulturell alles besser gewesen, setzt ein gewisses Alter voraus. Die meisten, die so denken, verschenken allerdings ihren Erfahrungsvorsprung, weil sie das Neue meiden (auf der Basis eines flüchtigen Eindrucks davon, dem nicht zu entkommen ist). Der junge Kunstfreund wiederum, der diese Behauptung zurückweist, hat es leichter: er kann der Kultur seiner Vorfahren sehr leicht entgehen, denn er wird ihr heute nicht mehr ausgesetzt.
Wer sich hingegen als älterer Mensch mit der heutigen Kultur beschäftigt, kann durchaus zu dem Ergebnis kommen, dass auf diesem Feld früher alles besser war. Und wer sonst sollte es beurteilen können?

Mal ehrlich: so etwas wie Geschmack gibt es gar nicht. Es gibt Prägungen. Und die erlauben Vergleiche oder eben nicht. Wer nur das eine kennt, der kann das andere nicht gut oder besser finden.

Veröffentlicht unter Gesellschaft, Glosse | Schreib einen Kommentar